Scheringen

Geistliche Berufe aus der Gemeinde im 20. Jahrhundert

Otto Eichhorn • Reinhold Ballweg 

Wohl noch nie in seiner 1200jährigen Geschichte ist das stille Dorf im Odenwälder Elztal einem so tiefgreifenden Wandel in allen Lebensbereichen unterworfen gewesen wie in unseren Tagen. Vieles an Bräuchen, Lebensgewohnheiten und -auffassungen, die in Jahrhunderten gewachsen sind und sich bewährt haben, drohen in Vergessenheit zu geraten. 

Der folgende Beitrag möchte die auffällige Häufung geistlicher Berufe der genannten Zeit für folgende Generationen festhalten. Ferner ist daraus zu erkennen, wie andere Kräfte und Mächte als früher, Menschen und Landschaft verändern. Während ehemals im badischen Frankenland tiefe Religiosität die Menschen formte und die Landschaft prägte – denken wir doch an die zahlreichen Kapellen und Bildstöcke — so ist es heute die Technik, die Landschaft und Menschen verändert.

Das Industriezeitalter hat das stille Tal eingeholt und Bauerntum, bäuerliche Lebensweise und bodenständige Eigenständigkeit fast ganz verdrängt. Die Verwaltungs- und Schulreform auf dem flachen Lande förderte dies noch dazu.

Ja, ein Drittes noch mag dem denkenden Leser auffallen: In der Zeit der verwalteten, anonymen Caritas und der institutionalisierten menschlichen Hilfe in den konfessionellen Sozialstationen kann ihm der gewaltige Unterschied unserer Lebensauffassung zu der jener Menschen, von denen hier die Rede sein soll, augenfällig werden. 

Tiefer Glaube und christliche Nächstenliebe ist Kraft und Ursache für jene Frauen und Männer zu ihrem selbstlosen Dienst für Christus und die Mitmenschen. Stellvertretend für die Heimat tun und taten sie die Werke der christlichen Nächstenliebe und legen in der weiten Welt Zeugnis ab für ihre katholische Heimat. 

Deshalb muss in einem Heimatbuch, das aus einem so bedeutenden historischen Anlass heraus verfasst wird, besonders der Söhne und Töchter des geistlichen Standes gedacht werden, denen das „Dienen” über dem „Verdienen”, der „Dienst” am Menschen und vor Gott über dem „Verdienst” steht. 

Als der früheste Vertreter dieser tiefen Religiosität und Frömmigkeit und hoher geistiger Fähigkeiten kann jener Theobaldus Gramlich aus Scheringen gelten, der als 54. Abt von 1556 bis 1584 die Geschicke des Klosters Amorbach leitete. 

Theobald Gramlich von Scheringen 54. Abt von Amorbach (1556—1584) 

von Ignatius Gropp, Frankfurt 1736: 

„An Stelle des Abtes Jodokus tritt durch die Wahl der Brüder Theobald, ein ganz hervorragender Mann und überaus tatkräftiger Vorkämpfer des katholischen Glaubens und der Rechte des Klosters. Sein Zuname war Gramlich (Gramblich), seine Heimat Scheringen. Vorher hatte er einige Jahre das Amt des Priors löblich verwaltet (.. .)”. 

„Luthers Sekte wurde täglich stärker. Die Adligen klammerten sich überall mit beiden Armen an sie. Der Abt Theobald leistete aber mit aller Kraft Widerstand und hatte deswegen dauernd Streitigkeiten um Religion und Geistliche mit den benachbarten Fürsten, Grafen und Adligen auszufechten.

(.. .) Im folgenden Jahre (1571) erhoben sich sogar die Einwohner von Waldhausen, aufgehetzt von einer Lutheranerin, der Veronika Rüdt von Bödigheim und Eubigheim, einer geborenen von Rabenstein, gegen ihren katholischen Pfarrer Peter Link und zwangen ihn endlich am 30. August zur Flucht. Theobald aber widersetzte sich energisch ihrem gottlosen Beginnen und wider den Willen aller führte er den vertriebenen katholischen Pfarrer in die frühere Stätte und Amt mit solchem Erfolge wieder zurück, dass der Platz bis heute im römischen katholischen Glauben erhalten blieb. Er hat noch eine Reihe von Orten zum Katholizismus zurückgeführt. ” 

Nach diesen allgemeinen einführenden Worten und zeitkritischen Betrachtungen, die den alten und jungen Lesern zeigen, wie angebracht, ja geradezu notwendig, dieser Beitrag in einem Gesamtbild der Dorfgeschichte ist, kommen wir nun zu den Söhnen und Töchtern der Heimat selbst. Dabei durchschreiten wir unser Heimatdorf in seiner Ausdehnung von Ober- nach Unterscheringen. 

Das Leben und Schaffen dieser Menschen hat sich im allgemeinen nicht in der breiten Öffentlichkeit abgespielt. Es geschieht und geschah in der Stille und Zurückgezogenheit. Für alle bedeutet die Berufung zum geistliChen Stande nicht Frustration, wie man heute gerne diesen Berufungen und Berufen andichtet, sondern höchste Entfaltung der Begabung und Persönlichkeit und Erhöhung ihres Lebens, die sie in der Welt nicht gefunden hätten. 

Die Chronik: 

1. Chorfrau Schwester M. Rosa (Josefine Throm) 

geb. am 12.1.1870, Profess am 13.9.1893 bei den Karmelitinnen im Kloster Himmelspforten zu Würzburg 

Sie war die erste Priorin des von Würzburg aus neugegründeten Karmel Klösterle bei Vilsbiburg/Niederbayern, wo sie am 21. 3. 1951 im gesegneten Alter von 81 Jahren starb. Als Mutter Stifterin ging sie in die Annalen des Karmels Vilsbiburg ein. 

Über den feierlichen Einzug in das Kloster Vilsbiburg berichtete der „Vilsbiburger Anzeiger” in der Nr. 16 vom 10. Februar 1906: 

Vergangenen Dienstag (6. Februar) hielten die Frauen vom Berge Karmel ihren Einzug ins neue Klösterlein auf dem Mariahilfsberg. Nachts 1 Uhr waren dieselben von ihrem bisherigen Aufenthaltsorte „Himmelspforte in Würzburg” weggefahren; mittags um 11 Uhr kamen dieselben hier an. Am Bahnhof war der hochwürdigste P. Provinzial der Karmeliten mit der Ortsgeistlichkeit sowie eine zahlreiche Vertretung des Magistrates und der Gemeindebevollmächtigten, mit Herrn Bürgermeister Winkler an der Spitze zum Empfang erschienen. Nach der Begrüßung ging die Fahrt mit 8 Pferdewagen zur Pfarrkirche; nach kurzer Anbetung begleitete das zahlreich erschienene Volk laut betend die Klosterfrauen in ihr neues Heim. Die Klosterfrauen bezogen gegen 1 Uhr ihre Zellen. Um 4 Uhr nachmittags wurde die Klausur für immer geschlossen. Nun fand die Wahl der neuen Priorin statt. Es wurde Chorfrau Rosa Throm gewählt. Mittwoch abends um 9 Uhr verkündete das Glöcklein von der Höhe hernieder der Marktgemeinde, dass der hl. Chordienst seinen Anfang genommen hat; so wird es fortan jeden Abend geschehen. 

Gebet, Arbeit und Buße waren die Programmpunkte, nach denen die ehrwürdigen Frauen fünfzig Jahre hindurch ihr gottgeweihtes Leben gestalteten, zum Heil ihrer Heimat und der ganzen Umgebung. Das Klösterl wurde in der Folgezeit baulichen Änderungen unterzogen. So entstand im Jahr 1926 ein Neubau, der am 28. Dezember desselben Jahres eingeweiht wurde. 

Doch der Zweite Weltkrieg legte auch seine Schatten auf das Klösterl. Das Pfortenhaus wurde zur Kinderheimstätte und die ehrw. Schwestern wurden auf engen Raum zusammengedrängt. Einige von ihnen mussten sogar das Klösterl verlassen und wurden in der Krankenpflege und Kinderbetreuung eingesetzt. 

Anfang Mai 1956 konnten die Schwestern ihr fünfzigjähriges Bestehen feiern. Die ganze Gemeinde beglückwünschte die Töchter der hl. Theresia herzlich und stimmten mit ihnen „Großer Gott, wir loben Dich” ein. 

2. Bruder Chrodegang OSB (Valentin Throm) 

geb. am 26. 11. 1895 als ältester Sohn der Bauersleute Valentin Throm und Frau Theresia. Nach der Teilnahme am 1. Weltkrieg und schwerer Entscheidung zwischen dem verständlichen Wunsch seiner Eltern, die ihn gerne als Erben des Hofes gesehen hätten, und der inneren Berufung, trat er 1923 in das bekannte Benediktinerkloster Münsterschwarzach bei Würzburg ein. Zum Aufbau dieses Klosters hat er vor allem in der Ökonomie einen wesentlichen Beitrag geleistet, hatte er doch die landwirtschaftliche Fortbildungsschule in Mosbach besucht. Bruder Chrodegang starb am 19. 9. 1929 an einer heimtückischen Krankheit und fand als erster seine Ruhestätte aufdem eben erst fertiggestellten Klosterfriedhof in Müsterschwarzach. Bruder Chrodegang war der Neffe zur Chorfrau Mutter Stifterin und Priorin M. Rosa Throm. 

Das erste Grab auf dem Klosterfriedhof zu Münsterschwarzach 

Lebensbild von Br. Chrodegang Throm OSB „Bisher wurden alle Mitbrüder, die in Münsterschwarzach starben, in St. Ludwig begraben. Seit einigen Jahren hat Münsterschwarzach auch seinen eigenen Friedhof. Gar manchmal wurde die Frage gestellt: , Wer ist wohl der erste, den man hier zu Grabe trägt?’ Jetzt ruht dort Bruder Chrodegang Throm. 

Am 19. 9. 1929 starb in Gegenwart des Hochwst. Herrn Vater Abtes Plazidus Vogel, der meisten Patres und vieler Brüder, Bruder Chrodegang Throm. Er stand erst im 34. Lebensjahr. Geboren am 20. November 1895 in Scheringen in Baden als ältester Sohn eines kinderreichen Landwirts sollte er den elterlichen Hof übernehmen, fühlte sich aber schon in der Volksschule zum Ordensleben hingezogen. Doch stellten sich Schwierigkeiten in den Weg und so musste er einstweilen im Elternhaus bleiben. Als Artillerist nahm er drei Jahre am 1. Weltkrieg teil. Großen Einfluss auf sein Seelenleben übten die Großmutter und der Großvater aus. Als die Großmutter im Sterben lag, empfahl sie dem kleinen Valentin zu achten, dass eine arme Frau, die alte Rettel, täglich ihre Milch bekommt. So fragte er oft am Abend: ,Mama, hat die Rettel schon ihre Milch?’ 

In seiner Jugendzeit las er viele Bücher, war aber durchaus kein Spielverderber und Kopfhänger, sondern konnte auch scherzen und fröhlich sein. So fügte es die Vorsehung, dass einer der Münsterschwarzacher Brüder vom Ortspfarrer auf den frommen Bauernburschen aufmerksam gemacht wurde. Im Jahre 1923 trat er in Münsterschwarzach ein und war immer in der Ökonomie beschäftigt. Zuletzt war ihm die Leitung in St. Ludwig anvertraut. Die Kenntnisse dafür hatte er sich schon zuvor in der landwirtschaftlichen Schule in Mosbach erworben. Durch sein verträgliches Wesen und seine Kenntnisse war er bei allen Mitbrüdern sehr beliebt. 

Doch nicht lange sollte er diesen Posten versehen. Bald nach seiner ewigen Profess am 6. Januar wurde er ernstlich krank. Die Ärzte in Würzburg stellten das unheilbare Leiden Leukämie fest. Diese Krankheit ertrug er mit der größten Geduld und stiller Ergebung in den hl. Willen Gottes. Zu einem Krankenwärter sagte er: „Es geht heimwärts!” Bald darauf starb Br. Chrodegang und wurde als erster am 21. September 1929 auf dem Friedhof zu Münsterschwarzach bestattet.” 

3. Sr. Mauritia (Emma Gramlich) 

geb. am 16.10.1869, Eintritt in die Kongregation der Schwestern vom Hl. Josef in St. Marx/Oberelsaß am 16. 9. 1889, feierliche Profess am 21. 6. 1891. 

Sie war die erste in der langen Reihe der Josefsschwestern aus Scheringen. Da sie, nachdem das Elsaß französisch geworden war, nicht für die französische Staatsangehörigkeit votierte, kam sie nach mehrjähriger Tätigkeit im Mutterkloster St. Marx zur deutschen Provinz der Josefsschwestern in St. Trudpert und war als Oberin u. a. in Billigheim, Zeutern, Sulzbach und Kappelrodeck tätig. Von 1939 bis zu ihrem Tode am 30. 4. 1949 verbrachte sie ihren Lebensabend im Mutterkloster St. Trudpert/Münstertal, wo sie auch beigesetzt wurde. 

4. Sr. Burkhard (Anna Schöllig) 

Eintritt ins Kloster St. Trudpert, feierliche Profess am 8. 9. 1924 Nach Einsätzen vor allem als Krankenschwester in Zeutern bei Bruchsal, Kappelrodeck und Boxtal verstarb sie am 2.4. 1964 im klostereigenen Lorettokrankenhaus zu Freiburg i. Br. Sie ruht im Klosterfriedhof zu St. Trudpert. 

5. Dr. theol. Otto Schöllig 

geb. am 20.3. 1884, 1904 Abitur in Tauberbischofsheim, Priesterweihe am 1. 7. 1908 

Er war u. a. als Kaplan an der „Anima” in Rom, der Kirche für die Deutschen Katholiken in Rom. Ab 1912 als Spiritual im erzbischöflichen Priesterseminar in St. Peter im Schwarzwald, ab 1932 als Professor und Subregens, ab 1945 ist der mittlerweile zum Doktor der Theologie promovierte zum Regens des Priesterseminars berufen worden. 1949 wurde er unter ausdrücklicher Nennung seiner hohen unvergänglichen Verdienste wegen Krankheit in den Ruhestand versetzt. Kaum ein Jahr war ihm noch in seiner Heimat Scheringen gegönnt. Er starb am 13. 10. 1950 in seinem Elternhaus. Seine letzte Ruhestätte fand er am Orte seines jahrzehntelangen Wirkens in St. Peter. 

Ein bis zum Rande volles und erfülltes Leben stellt sich uns hier vor. Es ist gänzlich unmöglich, im Rahmen der o. g. Chronik nur andeutungsweise alles anzuführen, was dieser charakterlich und intellektuell hochbegabte Mann zwischen seiner Jugend im elterlichen Bauernhofe und dem Zenit seiner Laufbahn für Christus und seine Kirche, besonders für den priesterlichen Nachwuchs der Erzdiözese Freiburg getan hat. Der hochwürdigste Herr Weihbischof Dr. Wilhelm Burger hat uns in der Laudatio bei der Zurruhesetzung dieses hochverdienten Priesters im November 1949 sein Leben und Wirken für die Kirche so umfassend geschildert, dass wir einen Auszug daraus folgen lassen: 

„Ew. Hochwürden waren 37 Jahre lang im Erzb. Priesterseminare tätig und haben dort die Ämter des Sprituals, Subregens und zuletzt des Regens bekleidet und die Obliegenheit des Dozenten der Pastoraltheologie, Liturgik und Aszetik wahrgenommen. Sie waren in langen Jahren Beichtvater und Seelenführer der Mehrheit der Alumnen und Leiter ihrer geistlichen Übungen, wie Sie letzteres auch häufig für Priester gewesen sind, Sie haben sich diesen Tätigkeiten mit ebenso vielem gewissenhaftem Eifer und Geschick wie mit reichem Erfolge gewidmet und sich dadurch das Vertrauen und die dankbare Verehrung ganzer Priestergenerationen der Erzdiözese erworben. 

Von Ihrem umfassenden und gediegenen Wissen auf den von Ihnen vertretenen Lehrgebieten zeugt das der Öffentlichkeit übergebene Buch ,Die Verwaltung der hl. Sakramente’, welches über die Grenzen des deutschen Sprachgebietes hinaus anerkennende Aufnahme gefunden hat. Auch sonst stellten Sie ihre Feder in den Dienst theologischer und seelsorgerlicher Belehrung, insbesondere in der Schriftleitung und Mitarbeit am , Oberrheinischen Pastoralblatte’, Durch alljährliche sorgfältige Ausarbeitmg des Directorium haben Sie dem Ordo et Modus Rei die Vinaefasciendae in der Erzdiözese gedient. 

Der Hem Erzbischof und sein Ordinariat danken Ew. Hochwürden von ganzem Herzen für dieses außergewöhnliche verdienstvolle Wirken. Gott der Herr möge vergelten, was durch Ihr so bereitwilliges und nicht selten opferreiches Hingeben an seine Gnade für sein Reich auf Erden geschehen ist. Für die Zeit des Ruhestandes sprechen wir unsere besten Wünsche aus. Möge Ihre Gesundheit sich kräftigen und Sie sich noch eines langen Lebensabends erfreuen dürfen.” 

6. Sr. M. Maxentia (Maria Kraus) 

geb. am 20. 7. 1899 in Limbach, Klostereintritt am 2.11.1922 in St. Trudpert, Profess am 8. 9. 1924 

Sie war hauptsächlich als Krankenschwester in Freiburg, Heidelberg, Odenheim und St. Trudpert eingesetzt, bevor sie am 9. 5. 1931 über den großen Teich fuhr, wo die Josefsschwestern in N. Cleveland/USA eine vom Mutterhaus in Deutschland unabhängige Niederlassung gründeten. Am 2.9.1979 starb sie in N. Cleveland. 

7. Sr. M. Timothea (Magdalena Kraus) 

geb. am 22.4. 1907, Eintritt in die Kongregation der Franziskanerinnen vom göttlichen Herzen Jesu, Mutterhaus in Gengenbach am 4. 10. 1928 

Zu ihrem Entschluss trug die vorbildliche Haltung der Gengenbacher Schwestern der Station Limbach bei, die damals Scheringen sozial-pflegerisch versorgten. Sr. Timothea starb am 7. 1. 1980 im Mutterkloster nach einem vom Dienst am leidenden Mitmenschen erfüllten Leben. Sie ruht in Gengenbach. 

8. Sr. Andrea (Ida Frank) 

geb. am 29. 3.1877 in Unterscheringen.

Sie trat dem Palottinerorden bei. Schon sehr früh begann sie ihre Arbeit als Lehrschwester in Kamerun/Afrika (1904). Danach war sie mehrere Jahre in England und Frankreich zur Weiterbildung und als Lehrerin für den Orden tätig. Dann folgte sie dem Ruf ihrer Oberen nach Richwood/USA. Von dort kam sie nach British Honduras in Mittelamerika, wo sie sich besonders der heranwachsenden Jugend annahm, insbesondere der Schwarzen und Indios. Sr. Andrea sprach 7 Sprachen. Daneben entfaltete sich ihr künstlerisches Talent im Zeichnen, Malen und Schnitzen zu höchster Vollendung. 

Doch lesen wir lieber einen zeitgenössischen Bericht über ihr Leben und reiches Wirken: „Schon als junge Professschwester erhielt Schwester M. Andrea im Jahre 1904 ihre Sendung ins Missionsland nach Kamerun. Weil ihre Gesundheit dem tropischen Klima Kameruns nicht standhielt, bekam sie ein Arbeitsfeld in England, wo sie dann mehrere Jahre tätig war. Von dort trat sie auch die Reise über das große Wasser an, und zwar nach Nordamerika. 

Zehn Jahre schenkte sie dort ihr Mühen und Arbeiten den Kindern in der Schule von Richwood, bis sie im April 1923 wiederum aufReisen ging. Diesmal in die Indianer- und Negermission von Britisch Honduras, Mittelamerika. Auch hier versuchte sie den Kleinen in der Schule viele Feinheiten beizubringen. Am 2.7. 1928 wurde Schwester Andrea dann nach Gorozal versetzt und arbeitete dort bis zum 1.6.1937. An diesem Tage durfte sie wieder nach Mittelamerika zurückkehren, um dort ihre Gottesarbeit fortzusetzen. In Gorozal unterrichtete sie in der Schule und gab nebenbei noch Nähunterricht. 

Ihr künstlerisches Talent war eine ganz außergewöhnliche Gabe, die sie erhalten hatte. Sie betätigte sich unaufhörlich im Schnitzen, Zeichnen und Sticken zur Verschönerung der Kapelle, der Kirche und der Dorfkapelle. Ja, man darf ruhig sagen, dass es wohl in ganz British Honduras keine Kapelle oder Kirche gab, für die sie nicht schon gearbeitet hat. Der Altar in der Kapelle von Gorozal war eine Handschnitzerei ganz allein von Sr. M. Andrea. Es war ein sehr schönes Werk, das aber leider durch den Hurricane Janet zerstört wurde. Ihren Lebensabend verbrachte sie im Noviziatshaus ,Nazareth’ bei Punta Corda, wo sie durch ihr Gebet unablässig Gottes Segen auf die Arbeit der Missionarinnen herabrief. Auch dort zeichnete, stickte und nähte sie weiter. Besonders lieb gewann sie auch den Garten und die Apfelsinenfarm, die sie öfters durchstreifte, wenn es ihr auch infolge ihres Beinleidens oft recht beschwerlich fiel.” 

Dieses ungemein begnadete Leben ging kurz vor dem diamantenen Professjubiläum am 26. 2.1962 in Punta Corda, Britisch Honduras, zu Ende. 

9. Sr. M. Verekunda (Berta Herkert) 

geb. am 4. 6. 1909, Eintritt am 1. 8. 1931 ins Kloster St. Trudpert, feierliche ewige Gelübde am 8. 9. 1935 

Sie war als Krankenschwester in verschiedenen ordenseigenen Häusern in Basel, Heidelberg, Pforzheim und bis 1977 im Kreisaltersheim Kenzingen tätig. Durch ein Augenleiden gezwungen, kehrte sie ins Mutterkloster zurück, wo sie am 24.7. 1983 starb. Sr. Verekunda eroberte sich überall, wo sie tätig war, durch ihr stets heiteres und frohes Wesen die Zuneigung und Liebe der Mitmenschen. 

10. Sr. Maria-Gabriele (Hedwig Knapp) 

geb. am 13. 4. 1938, Eintritt bei den Steyler Missionsschwestern im Herbst 1954 

Sie besuchte im Steyler Mutterhaus die Oberschule, um einmal Missionslehrerin zu werden. Die Krankheit und der Tod der Mutter beendete diese Laufbahn im Sommer 1955. Zwei Jahre später nach dem Tod des Vaters, inzwischen war Hedwig 18 Jahre alt, trat sie im November 1957 bei den Steyler Klausurschwestern ein. Ihre Postulat- und Novizenzeit war Hedwig in Steyl. Im November 1962 erhielt sie den Auftrag, in Nordamerika zu wirken. In Steyl noch machte sie sich mit der englischen Sprache und der Arbeit an der Orgel vertraut, ohne die geringsten Kenntnisse aus der Schulzeit. 

Ihre Stationen in Amerika waren St. Louis (Missouri), Lincoln (Nebraska), Austin (Texas), Corpus Christi (Texas) und Philadelphia. Ihre Aufgaben waren: Krankenpflege, Organistin und Verwaltung. Im November 1987 kehrte Hedwig nach Steyl zurück und im Mai 1989 wurde sie als Assistentin nach Berlin berufen. Sie ist aber bis jetzt noch amerikanische Staatsbürgerin. 

11. Sr. Maria Johanna (Luise Frank) 

geb. am 2. 1. 1883, Eintritt bei den Josefsschwestern in St. Marx/Elsaß 

Nach ihrer Profess war sie dort als Lehrschwester eingesetzt, musste aber wegen einer heimtückischen Krankheit ihre geliebte Tätigkeit bald aufgeben. Sie starb am 25.4. 1910 mit 27 Jahren. 

12. Sr. M. Arnolda (Rosa Frank) 

geb. am 31.7. 1886, Eintritt in St. Marx am 7. 10. 1907, feierliche Profess am 25. 4. 1909 Vom Kloster St. Trudpert aus ist Sr. Arnolda nach der Profess und nach der Trennung der deutschen Josefsschwestern vom nunmehr französischen Mutterhaus, solange es ihre Kräfte nur zulassen, landauf, landab im badischen Land als Kinderschwester tätig. Fast 3 Jahrzehnte in Obergimpern bei Sinsheim. Sie war in ihrem Wesen mit den Kindern immer jung geblieben bis zu ihrem Tode am 7. 2. 1976. Sie ruht im Klosterfriedhof St. Trudpert. 

13. Sr. M. Bernarda (Lina Frank) 

geb. am 15.8. 1893, Eintritt am 7. 10. 1916 in das Kloster in St. Marx, Profess am 25.4.1918 Nach dem Ende des I. Weltkrieges zur deutschen Provinz der Schwesternschaft vom Hl. Josef gehörig, war Sr. Bernarda an verantwortungsvollen Stellen als Oberin eingesetzt, u. a. im Erholungsheim „Luisenhöhe” bei Freiburg i. Br., im Kreisaltersheim Kenzingen, im Zerkindenhof, dem Studentenwohnheim des Basler Kath. Frauenvereins und im Pensionärsheim „St. Josef” in Basel. Sr. Bernarda starb am 8.5.1973. Sie ist in St. Trudpert beigesetzt. 

14. Sr. M. Modestina (Elisabeth Frank) 

Eintritt am 10. 11. 1918 ins Kloster St. Marx Schon als junges Mädchen hatte sie Harmonium- und Orgelunterricht erhalten, und im bäuerlichen Elternhaus stand ihr ein Harmonium zur Verfügung. In den letzten Jahren des 1. Weltkrieges versah sie den Organistenund Dirigentendienst beim Kirchenchor in Waldhausen. Diese musikalische Begabung und Ausbildung war an allen Stationen ihres Wirkens sehr willkommen. Nach der Profess am 27.4. 1920 in St. Marx musste sie mit vielen anderen Mitschwestern das geliebte Mutterkloster verlassen, da sie nicht für die französische Staatsangehörigkeit optierte und wurde der deutschen Provinz St. Trudpert zugeordnet. 

Von 1920—1936 war Sr. Modestina in der Kreispflegeanstalt zu Freiburg i. Br. tätig, die letzten Jahre als Oberin. In dem großen Schwesternkonvent mit eigener Hauskapelle war sie als Organistin unabkömmlich. Von 1936— 1956, ab 1957 als Oberin, stellte sie ihre Fähigkeiten dem klostereigenen bekannten Krankenhaus „St. Trudpert” in Pforzheim zur Verfügung. Als es galt, das neue Kreiskrankenhaus in Mosbach pflegerisch aufzubauen und zu leiten, schickte das Kloster sie dorthin. Von 1956—1961 leitete sie dort den Pflegedienst und begleitete den evangelischen und katholischen Krankengottesdienst mit Musik und Gesang. 

Da riss die unermüdlich tätige, immer frohe, hilfsbereite und tolerante Dienerin der Nächstenliebe eine plötzliche Erkrankung mitten aus der Arbeit. Bis zum 26.8. 1976 durfte sie noch in der Gemeinschaft des Mutterhauses die Liebe, Wertschätzung und den Dank vie1er Menschen erfahren, die ihr vor allem in Pforzheim und Mosbach begegneten. Sie ruht neben ihren Schwestern Arnolda und Bernarda auf dem stillen Klosterfriedhof in St. Trudpert. 

15. Pater Johann Babtist Frank S. J. 

geb. 1881, Abitur 1901 als Alumne des erzb. Konviktes Tauberbischofsheim 

Es ist ein Zeichen seines frohen geselligen Wesens, dass er Mitbegründer der Odenwälder Akademischen Ferienverbindung „Silvodinia” wurde. Da durch die sog. Kulturkampfgesetze Bismarcks der Jesuitenorden im Deutschen Reich verboten war, trat er ins Noviziat der Jesuiten im Vorarlberger Feldkirch ein. Nach dem Noviziat und den theologisch-philosophischen Studien wurde er von seinen Oberen als Lehrer 1909 an St. Marfs College in Bombay/Indien entsandt. Mit Einsatz all seiner geistigen und körperlichen Fähigkeiten und Kräfte widmete er sich dort fast ein Jahr der Bildung und Erziehung der indischen Jugend. Nach Europa zurückgekehrt, starb er nach qualvollem Krankenlager im Maria-Hilf-Spital zu Aachen am 21. 2. 1910. 

16. Sr. M. Kurdgundis (Paula Zimmermann) 

Schwester vom Göttlichen Erlöser, Mutterhaus in Bühl, ist z. Z. im Neuen VinzentiusKrankenhaus in Karlsruhe tätig. 

Schwester Kunigundis wurde am 16.9. 1925 im Scheringen geboren. Sie trat im Juli 1947 in das Maria-Hilf-Kloster Bühl ein. Nach ihrer Profess als Schwester kam sie nach Karlsruhe ins Vinzentius-Krankenhaus, wo sie heute noch tätig ist. Sie wurde dort als Krankenschwester ausgebildet und war 28 Jahre OP-Schwester, danach noch 10 Jahre Nachtschwester. Nach schwerer Krankheit kann sie den Beruf nun nicht mehr voll ausüben. Sie steht jetzt den Sterbenden bei und versorgt die Kapelle durch ihren Mesnerdienst. Ihr 40jähriges Jubiläum konnte sie 1989 in Karlsruhe feiern. 

17. Sr. Anna-Lauda SVD (Klara Zimmermann) 

lebt und wirkt z. Z. im Dreifaltigkeitskloster Laupheim bei Ulm. 

Schwester Anna-Lauda, geboren am 9. 2. 1915 in Scheringen, trat am 12.3. 1936 in das Steyler Missionskloster Oberdischingen ein. Dort arbeitete sie bis 1947. Danach wurde sie Krankenschwester im Krankenhaus Hahn bei Koblenz und war anschließend in Ulm bis 1951 tätig. Schließlich sollte sie in die MisSion, in die sie aber wegen einer Krankheit nicht konnte. So kam sie dann als Krankenund Sozialschwester nach Moos am Bodensee. 1964 kam sie dann in das Dreifaltigkeitskloster Laupenheim. Dort hat sie bis heute noch den Sozialschwesterndienst in Rißtissen zu versorgen. Durch das Zweite Vat. Konzil wurde es ihr ermöglicht, die Goldene Hochzeit ihrer Eltern mitzufeiern. 1988 feierte sie ihr 50jähriges Jubiläum. 

18. Pater Valentin Zimmermann, SVD 

Geboren am 11.2. 1907, Abitur 1926 in Tauberbischofsheim. 1926 trat er in St. Augustin/ Rhld. in die Steyler Missionsgesellschaft (Gesellschaft des Göttlichen Wortes – societas verbi divini — S VD) ein. Die Priesterweihe erfolgte in Rom am 31.10.1932; die Heimatprimiz folgte im Juli 1933. Im Jahre 1934 reiste er in die Mission nach Indien. Dort starb er am 16. 9. 1981. 

Pater Valentin Zimmermann in Indien gestorben 

Am Mittwoch, dem 16.9. 1981, erreichte die Angehörigen in Scheringen aus dem fernen Indien die traurige Nachricht, dass Pater Valentin Zimmermann nach monatelanger schwerer Krankheit aus dem Dienst an dem Menschen von seinem göttlichen Auftraggeber abgerufen wurde. Noch vor einem Jahr konnte er in der Heimat die Liebe und Hochachtung seiner Landsleute und Jugendfreunde erfahren. 

Valentin Zimmermann, geboren am 11. 2. 1907 in Scheringen, war das älteste von 12 Kindern des Landwirtes und Maurermeisters Alois Zimmermann und seiner Frau Maria. Von den 11 Geschwistern wählten zwei Schwestern ebenfalls den Ordensstand. In der Volksschule in Scheringen entdeckte der Heimatpfarrer die Begabung des Jungen und bereitete ihn für die Untertertia des Gymnasiums in Tauberbischofsheim vor. Als Alumne des erzbischöflichen Knabenkonviktes bestand er dort 1926 das Abitur. Danach trat Valentin Zimmermann in das Noviziat der Steyler Missionare „St. Augustin” in Siegburg ein, studierte dort Philosophie, kam 1928 an das römische Kolleg seines Ordens, um an der „Gregoriana”, der berühmten päpstlichen Universität, sich dem Studium der Theologie zu widmen. Das Erlebnis der Weltkirche in Rom formte den jungen Ordensmann in besonderer Weise zum Missionar. Am 30. Oktober 1932 empfing Valentin Zimmermann in Rom die Priesterweihe. Im folgenden Sommer 1933 durfte der Neupriester seine Primiz zusammen mit der silbernen Primiz des H. H. Subregens Dr. Otto Schöllig aus Scheringen in der Pfarrkirche Waldhausen feiern. Diese einmalige Doppelfeier war ein leuchtendes Bekenntnis der Bevölkerung zur Kirche und ihren Priestern. 1934 beendete Pater Zimmermann seine Studien in Rom und wurde nach kurzem Heimaturlaub von seinen Oberen in die indische Mission entsandt. Hier nahm sich der junge Missionar vor allem des einheimischen Priesternachwuchses an, in der weisen Vorsorge, die indische Kirche auf einheimische Kräfte zu stellen. Der wachsende Mangel an Missionskräften aus der deutschen Heimat und die politische Entwicklung in Indien bestätigten seine kluge Voraussicht. Um begabte junge Menschen für den Priesterberuf zu finden, reiste er zu der armen Bevölkerung Südindiens, entdeckte und weckte geistliche Schwester Friedburgis (Anna Scheuermann) Berufe, errichtete Schulen und förderte auf jede Weise junge Priesterberufe. 

Als Schulleiter und Lehrer, als Novizenmeister und Provinzial wirkte Pater Zimmermann in Poona, im südindischen Staat Kerala und in Khurda, Region Indore, im nördlichen Teil des Subkontinentes. Auch der Ausbildung und Förderung der weiblichen Jugend Indiens nahm er sich an. Unzählige junge Frauen und Mädchen verdanken seiner Initiative Studium und Ausbildung zu Ärztinnen und Krankenschwestern in der Bundesrepublik, andere ergriffen den Ordensstand. Pater Zimmermann besaß die indische Staatsbürgerschaft und sprach neben Englisch noch Hindi. 

Ein außerordentlich erfolgreiches und erfülltes Leben ging zu Ende, faszinierend und aufregend, mit höchster Entfaltung der Begabung und der Persönlichkeit. Dieses Leben war Einsatz und Kampf für den Frieden und Fortschritt der Welt. 

19. Sr. M. Friedburgis SVD (Anna Scheuermann) 

geboren am 28.11.1898. Eintritt bei den Steyler Missionsschwestern mit 24 Jahren. 

Seit 1933 wirkte sie im zentralindischen Bezirk Indore, wohin ihr im Jahre 1934 ihr Nachbar aus dem Heimatdorf folgte. Nach 36-jähriger segensreicher Tätigkeit für die indische Mission starb sie am 29.12.1968. Sie ist dort neben Pater Valentin Zimmermann begraben. 

20. Sr. Juliana (Hedwig Schüßler) 

Schwester Juliana (Hedwig Schüßler)

Geboren am 1.2.1932, trat sie am 1.8.1954 in St. Trudpert als Postulantin der Josefsschwestern ein. Nach ihrer feierlichen Profess am 19.3.1956 legte sie 1958 das Staatsexamen für Krankenpflege ab. Sie ist seit 1956 ununterbrochen im klostereigenen Lorettokrankenhaus in Freiburg/Breisgau als exan-minierte Schwester unabkömmlich. 

Diese Chronik bestätigt das eingangs Gesagte, dass diese Frauen und Männer zu den edelsten Kindern der Heimat gehören und deshalb verdienen, im Heimatbuch genannt zu werden. 

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